Drei Tage Winterraum-Abenteuer in den Lechtalern

Anfahrt mit Schwierigkeiten

Um halb Zwei waren alle Zugfahrer am Parkplatz beim Treffpunkt in München eingetroffen und los gings zum nächsten Treffpunkt in Holzkirchen. Mit Lisa gibt es im dortigen Einkaufszentrum Kaffee und die erste Lagebesprechung, dann Einkaufen für zwei Abendessen mit Wein und Frühstück.

Nächster Halt: Ausrüstung kaufen. Die eine braucht Harscheisen, der andere braucht sogar noch Steigeisen. Fertig ausgerüstet geht es nun los Richtung Boden im Lechtal – auf dem vermeintlich direkten Weg über Ammergau. Das Navi spinnt rum und will uns über Garmisch leiten! – Kurze Zeit später, Straßensperre. Mann! – stimmt – da gab es doch ein Lawinenunglück im Bereich des Hotels, das Navi hatte wohl doch Recht. Also zurück und über Garmisch nach Bschlabs.

Gerade angekommen verabschiedet sich eine große Schülergruppe vom Gasthaus Bergheimat nach Hause in Richtung Belgien. Wir haben nun das ganze Gasthaus für uns und können uns die Zimmer aussuchen. Der über 80 jährige Besitzer setzte sich zu uns und erzählte aus seinem Leben als Pilot. Ein interessanter, weiser Mensch mit enormen Wissen. Der perfekte Erzähler wie seiner Zeit Luis Trenker! Spät und mit vollem Magen besprechen wir noch kurz die Lage für Freitag – dann Bettruhe!

Schlechtes Wetter – egal

Freitag: Wir können vom Frühstückstisch aus praktisch die Verschlechterung des Wetters beobachten. 30 cm Schneefall waren angesagt. Trotzdem genossen wir das Frühstück, verteilten die Lebensmittel und Gemeinschaftsausrüstung und verabschiedeten uns in Richtung Hanauer Hütte. Ein kurzer Blick in die Karte um zu checken ob wir richtig sind und die Lawinensituation zu checken. Alles gut!- wir gehen weiter.

Es beginnt immer heftiger zu schneien. Bei einem kurzen Stopp versuchen wir den gerade noch sichtbaren Talgrund zu analysieren um den Durchschlupf am rechten Steilhang zu finden. Dann Whiteout. Wir finden trotzdem den Durchschlupf zur Hütte und erreichen den separaten Anbau des Winterraumes der Hanauer Hütte. Es ist niemand da und die Hütte ist sauber. Klasse!

Der Neuschnee bringt sauberes Wasser in die Töpfe. Keiner hatte mehr Lust aus der Hütte zu gehen, nur taugliches Holz musste ab und zu vom Haupthaus geholt werden. Der Herd war im Nu an und nun begann die Hauptbeschäftigung des Nachmittags – Wasser kochen! Der Schlafsaal war gegenüber und sehr geräumig mit einem großen Fenster an der Giebelseite. Im Kochraum befanden sich zwei Tische. Der Tisch direkt am Ofen wurde sofort von uns besetzt. Damit nix anbrennt! Nach dem Organisieren und Aufwärmen begann die Schafkopf Runde. In Rekordzeit konnten alle Schafkopfen – damit war das Schlechtwetter Nebensache – wir hatte Beschäftigung!

Zum Abendessen gabs Nudeln mit Pesto, zum Nachtisch Schokolade, anschließend wurde der Rotwein geöffnet und es wurde so richtig gemütlich. Gegen Acht Uhr kam aus der Dunkelheit überraschenderweise noch eine Gruppe von der westl. Dremelscharte. Sie starteten am Morgen in der Anhalter Hütte und wollten zur Steinseehütte, fanden bei dem Wetter jedoch nicht den Übergang und mussten sich bei dem Sauwetter mit Lampen zur Hütte kämpfen. Wir übergaben ihnen das Kommando am Herd und widmeten uns den hohen Künsten des Schafkopfen bis wir müde in die Lager stapften.

 

Dremelscharte 2.0

Samstag step by step

7.00 Uhr: Aus dem Lager wühlen, mit einer Hand voll Schnee das Gesicht waschen und gemütliches frühstücken mit kaltem Tee und süßem Hefezopf.

9.00 Uhr: Aufbruch und Abmarsch durch eine frisch verschneite Berglandschaft. Wolken bedecken den Himmel. Die Sicht ist verglichen zum Vortrag klar. Das Licht ist diffus. Erst geht es auf und ab durch Hügel, dann in einen 30° steilen Hang. Abstand halten ist nun angesagt, denn das gegrabene Schneeprofil zeigt, dass die Schneedecke nicht allzu sehr belastet werden sollte.

11.00 Uhr: Ankunft auf der östlichen Dremelscharte, unberührte Hänge und heller Himmel im Nachbartal. Also Abfellen und herrliche Abfahrt durch locker flockigen Schnee.

12.00 Uhr: Anpeilen des nächsten Ziels: westliche Dremelscharte. Die Bedingungen hier sind vollkommen anders: der Wind hat gewütet. Geröllfelder schauen durch den Schnee. Es ist eisig und die Harscheisen sind von Vorteil. Die letzten Meter auf die Scharte hoch werden die Skier abgeschnallt und es geht zu Fuß durch den tiefen, hier etwas nassen Schnee. Dann wieder Abfellen und Abfahren.

15:30 Uhr: Ankunft an der Hütte, es zeigt sich gleich: heute Abend wird es voller im Lager. Also wieder Ofen an und Wasserschmelzen. Kulinarisches Highlight heute: Nudeln mit grüner Pesto und Schokolade zum Nachtisch. Es wird gemütlich und voll in der Küche des Winterraumes. Mit den Neuen wird gequatscht. Dann ist wieder Schafkopfen angesagt… und langsam leert sich der im Trinksystem mitgebrachte „Traubensaft“.

22:00 Uhr: Müdes, erschöpft zufriedenes ins Lager fallen

 

Kogelseespitze bei Traumwetter – das haben wir uns verdient!

Der Wecker klingelt, und da sind die ersten Sonnenstrahlen. Nach den letzten Tagen verspricht der Himmel heute endlich gutes Wetter. Das Frühstück fällt wie gestern aus und ruck zuck sind die Rucksäcke gepackt und die Sachen verstaut. Ganz alleine ziehen wir unsere Spur durch das unverspurte Gelände. Unser Ziel heute: die Kogelseespitze. Gegen Mittag sind wir oben und werden mit einer super Aussicht belohnt. Für diesen Blick lohnen sich alle Strapazen und Anstrengungen 🙂

Auch die Abfahrt vom Gipfel ist Weltklasse. Durch die Schneefälle der letzten Tagen gibt es einen super zu fahrenden Hang. Glücklich kommen wir wieder am Winterraum an. Hier holen wir noch unsere Utensilien, essen die letzten Reste der Schokolade auf und machen uns fertig für die Abfahrt ins Tal.

Schwup di wups sind wir wieder am Auto, wo wir Freitag gestartet sind. Drei Tage Abenteuer liegen hinter uns. Trotz des nicht so gutem Wetter waren es super Tage mit viel neuem Input, mit viel Lachen, ein bisschen frieren, vielen Nudeln und noch viel mehr Schokolade 😉

Vielen Dank an Karl unseren Leiter und Schafkopf Lehrer!
Es hat viel Spaß gemacht.

Text und Bilder: Sofi, Lena, Lisa, Jann, Karl